Erinnerst du dich an diese Szene in „Harry & Sally“? Nein, nicht die “ich will genau das, was sie hatte”. Ich meine die, in der Sally ihre Essenswünsche mit einer Prise Extrawünsche garnierte.
Ich musste schmunzeln, als mir die Szene in den Sinn kam. Denn bei einem Teamessen ist etwas Ähnliches passiert. Ein Abend, der sich in meine Erinnerung eingebrannt hat wie der Duft von frisch gebackenem Brot.
Es begann mit einem Treffen in einem schicken Restaurant. Mein damaliges Team und ich freuten uns auf einen gemütlichen Abend. Doch als es ans Bestellen ging, entpuppte sich Thomas als echter „Picky Eater“. Von der Kombination bestimmter Zutaten bis hin zur Konsistenz des Essens – alles wurde genauestens überprüft und angepasst.
Erst gab es die üblichen Kommentare wie „Stell‘ dich nicht so an!“, „Probier‘ doch wenigstens mal!“ und „Du bist ja ein echter Suppenkasper“. Doch dann sprachen wir Thomas darauf an, was dahinter steckt.
Er erzählte, dass er vor Kurzem auf das Thema „Selektive Essstörung (SED oder ARFID)“ gestoßen ist – eine Krankheit, die wenig erforscht und oft missverstanden wird. Es war sein Aha-Moment, weil er sich komplett wiederfand. Erfahrungsberichte zeigten ihm, dass es auch andere Menschen mit diesem Problem gab.
Hinter den scheinbaren Extrawünschen unseres Kollegen steckte also mehr als bloße Vorlieben.
Es ist wichtig, dass wir aufeinander zugehen und unsere Unterschiedlichkeit begreifen. Nie wieder wird Thomas von diesem Team hochgenommen werden. Künftig werden vorher gemeinsam Möglichkeiten besprochen, damit der Abend für alle ein Genuss wird.
Mehr zum Thema: Podcast „Wissen Weekly“, Folge „Geschmack: Warum gibt es Picky Eater?“ vom 29.01.2024